Die Hallberg Rassy Regatta 2006 vom 24. – 28. Mai
Alles beginnt bestens. Die Bootsvorbereitungen im Hafen von Salivoli sind abgeschlossen. Das gemeinschaftliche Abendessen mit Vergabe der Startnummern und den Sponsorengeschenken von Mercantile Leasing, Lewmar, Northsails Italia, Yachtclub Marina di Salivoli hat gute Stimmung verbreitet, ganz besonders verstärkt durch die vierköpfige Musikband. Das Skippertreffen in der Piazzetta am nächsten Morgen bereitet sprachlich keine Probleme und der Regattakurs und die -bedingungen sind klar. Es gibt Wind – also nichts wie los. Es nehmen 23 Hallberg Rassys teil, zweimal 62 Füße sowie auch ein 26 Fuß, vorwiegend aus Italien. Nach dem Auslaufen aus dem Hafen wird das Großsegel gesetzt. Doch dieses läßt sich bei VIVA nicht aus dem Mast herausziehen. Die obere Segellatte ist verbogen und klemmt. Da hilft kein Hereinkurbeln und wieder Herauskurbeln. Ein Regattahelfer, in diesem Fall Florian Fahr, der seine eigene Firma für technische Assistenz auf Booten in Salivoli hat, hilft sofort und klettert in den Mast. Nach einigem Hin und Her ist das Groß draußen, jedoch das Regattafeld bereits seit 20 Minuten gestartet. Unserer Startnummer 1 wollen wir wenigstens die Ehre bereiten und segeln außerhalb der Regatta für den Tag vorweg, indem wir direkt Kurs auf Porto Azzurro auf Elba an Palmaiola vorbei halten und nicht noch die Insel Cerboli umrunden. Wir gehen als erste durch das Ziel – wohlbemerkt für den Tag bereits ausgeschieden. In Porto Azzurro erwartet man schon alle Hallberg Rassys. Der Service ist zuvorkommend. Am Abend trifft man sich wieder bei einem Abendessen, dieses Mal im Restaurant links direkt am Steg gelegen. Die Stimmung steigt zunehmens und es wird auch schon einmal gesungen. Am nächsten Morgen wie gehabt Skipperbriefing und Start um 11.45 Uhr zwischen rosa Haus und Regattaleitungsboot. Ziel Marciana Marina. Dieses Mal geht alles gut mit dem Großsegel, der Wind schläft zu Anfang fast ein, doch wir haben unter der Küste eine leichte Brise , die uns mit zwei anderen Booten an den Anfang des Regattafeldes bringt. Andere geben auf und fahren unter Motor ihrem Ziel entgegen. Kaum erreichen wir die nordwestliche Huk, erwischt uns ordentlich Wind, der durch die Düse zwischen Festland und Palmaiola weht. Plötzlich holen wie von Geisterhand gesteuert die anderen auf. Ob da alles mit rechten Dingen zugeht? Wir landen im Mittelfeld ohne motort zu haben. In Marciana Marina helfen uns wieder Leute von der Marina und kaum angelegt, erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang. Dieses Mal feiern wir alle in einem Innenhof, der direkt an dem „lungomare“ liegt. Zu Schifferklavier- Livemusik wird wild getanzt. Da freuen sich die Körperglieder. Alle sind ausgelassen und an den Tischen wird sich rege unterhalten. Die Stimmung ist familiär und nicht aufgesetzt, da viele sich bereits vom letzten Mal kennen. Nach der tollen Nacht folgt der letzte Regattatag. Es ist ein „up and down“-Kurs vor Marciana Marina. VIVA ist vom Pech verfolgt. Wieder geht das Groß nicht auf und uns bleibt nichts anderes übrig, im wahrsten Sinne des Wortes unsere Segel zu streichen, da der Start bereits wieder erfolgt ist. Was gibt es nun Schöneres, als in der bekannten Bucht von Procchio baden zu gehen, hervorragend zu Mittag zu essen, um dann wohlgelaunt rechtzeitig in den Hafen zum Bummeln zurückzukehren. Am Steg auf einem Ponton findet dann gegen 18 Uhr die Preisverleihung statt. Auch VIVA erhält einen kleinen Preis. War es die weiteste Anreise? In dem allgemeinen Freudentaumel ist das nicht ganz so auszumachen. Gegen Abend kann dann jeder an der Slow Food Veranstaltung „Un mare di sapori“ teilnehmen (siehe Kulinarik). Ein wunderbarer kulinarischer Abschluß. Und sonntags ist dann individuelle Abreise. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung. Das Segelrevier ist anspruchsvoll, da die Winde sich stets von Richtung und Stärke verändern und nichts vorherzuberechnen ist. Nächstes Jahr möchte ich mit VIVA wiederkommen, dann hoffentlich mit einer Frauencrew, die einmal so richtig aufmischt. Das Großsegel ist bereits in Salivoli dafür repariert worden.
Toskana (Salivoli) – Isola di Capraia – Korsika – Nordsardinien (Santa Teresa di Gallura)
Nach der Reparatur des Großsegels und auch der Genua (die Leine des Achterlieks hatte sich gelöst und ein UV-Schutz war vonnöten) brechen wir nun endlich zur Insel Capraia auf, die bei gutem Wetter bereits von Salivoli aus zu sehen war. Wasser- und Dieseltank werden vollgemacht, Ölstand und Bilge kontrolliert, so, daß wir gegen 13 Uhr aus Salivoli bei SSE 3 auslaufen. Einige Boote, die an der „Giraglietta“-Regatta (Salivoli – Giraglia – Salivoli) teilnehmen, kommen uns nach der durchgesegelten Nacht entgegen. Nach unserem Versuch zu segeln, entschließen wir uns jedoch, unter Motor die 27 sm nach Capraia zu gelangen. Das ist auch gut so, denn nach Passieren des auffälligen Leuchtturms Capo Ferraione treffen wir dort gegen 19 Uhr ein und erhalten noch einen der wenigen Liegeplätze. Erstaunlich wie viele deutsche Flaggen am Heck der anderen flattern. Schnell klarieren wir auf, um noch viel von der Insel zu sehen. Im Hafen reiht sich ein hübsches Haus nach dem anderen mit Restaurants, Cafés, Boutiquen und der Capitaneria aneinander. Der eigentliche Ort liegt oben auf dem Plateau und gilt zu erklimmen. Bis hinauf zum langsam verfallenden Kastell führt uns der verschlungene Weg auf Kopfsteinpflaster, vorbei an der Dorfkirche mit ihrem Platz. Zum Abendessen lassen wir uns im Capraiadoc nieder (siehe Kulinarik). Auf dem Rückweg fallen uns neun Segelboote auf, die bereits mit starkem Schwell an ihrem Anker draußen in der Bucht vor der Hafeneinfahrt schwojen. Des Nachts frischt der Wind auf Stärke 5 auf und es ist ein Motorgeräusch nach dem anderen zu vernehmen. Die Buchtankerer suchen Platz im geschützten Hafen. Da kaum mehr ein Platz vorhanden ist, müssen sie wohl oder übel hinaus auf’s Meer in der dunklen Nacht.
Am nächsten Tag sind 46,5 sm zu absolvieren. Also geht es früh bei NE 3 raus, um entspannt gegen 18 Uhr im ehemaligen Fischerdorf St. Florent, dem Hauptort des Nebbio auf Korsika, anzukommen. Kurz vor 14 Uhr passieren wir die knapp 1 sm nördlich von Cap Corse liegende markante Felsinsel Giraglia, mit dem gut sichtbaren weißen Leuchtturm. Was hier schon ohne uns für Stürme getobt haben. Dann folgt gegen 16.30 Uhr querab die Punta di Canella, an der der Wind auf SW dreht und auf 1-2 Beaufort abnimmt. Bei Ansteuerung des Hafens lassen wir im sicheren Abstand die rote Turmbake „Ecueil de Tignosu“ backbord liegen, denn auch weiter ENE liegt ein weiteres Riff sowie eine Untiefe und machen schließlich am Ankunftskai für die Nacht fest. 2,4 m zeigt das Echolot. Und dann geht es auch gleich in den angenehmen Ort, hinauf zur Zitadelle. Nachdem wir die pittoreske Altstadt erkundet haben, lassen wir den Abend in einem Restaurant am Wasser mit Blick auf die Bucht (siehe Kulinarik) ausklingen.
Das Ziel am nächsten Tag ist Calvi. Ca. 28 sm sind zurückzulegen. Wir brechen mit NNW3 auf, vorbei am grünen Leuchtfeuer neben der „Anse de Fornali“. Ab der Pointe de Curza querab wird der Kurs über 320°, 280° auf 250° bis 240° geändert. Schon zwei Stunden später läßt der Wind merklich nach und kommt nun direkt von vorn. Unter Motor fahren wir die einzigartige Küste entlang. Traumhafte Strände, die nur vom Wasser zu erreichen sind, säumen das Ufer. Im Hinterland erstreckt sich die Wüste des Agriates und dahinter sind schneebedeckte Berge zu erkennen. Da wir rechtzeitig in Calvi sein wollen, bleibt keine Zeit für ein Ankern. Nächstes Jahr plane ich diese einsamen Sandstrände ganz bestimmt ein. Backbord taucht die Île Rousse auf, gefolgt von der Untiefe westlich von Algajola, die wir ebenfalls weiträumig umschiffen. An der Pointe de Spano beginnt nun der Golfe de Calvi mit seinem 6 km langen Sandstrand und um 17 Uhr erreichen wir diese hübsche kleine Küstenstadt, wo wir eingewiesen werden und uns bei den Leinen zum Festmachen geholfen wird. Die Besichtigung beginnt im Hafenviertel mit seinem Quai Landry, an dem sich ein Restaurant mit vorwiegend Fisch ans andere reiht. Durch die schmalen Strassen führt der Weg vorbei an der Barockkirche Saint-Marie-Majeure (siehe Land und Leute) bis hinauf zur Zitadelle, in deren Nähe Kolumbus geboren sein soll. In dem ehemaligen genueser Palast sitzt heute die Fremdenlegion. Oder war es doch Genua? Auf dem Rückweg lassen wir uns in dem Restaurant an der Saint-Marie-Majeure (siehe Kulinarik) am malerischen Platz Crudeli nieder. Glückselig kehren wir zum Boot zurück und schlafen gut aus.
Nach einem Besuch im Internetcafé und einem guten Frühstück brechen wir nach Ajaccio auf. Der Leuchturm vom Pointe de La Revellata ist kurz darauf querab und der Kurs von 213° liegt nun an. Im weiteren Verlauf folgt die I. de Gargaló, hinter der sich der bekannte Golf von Girolata langsam freilegt und der gern von Ausflugsbooten von Calvi aus besucht wird. Sicherlich ist man froh, wenn alle Menschen die Bucht wieder verlassen und man ungestört den Sonnenuntergang sicher am Anker liegend geniessen kann. Cap Rosso und Cap Feno bleiben backbord liegen und vor uns tuen sich die Îles Sanguinaires (blutige Inseln) auf. Hier ist Vorsicht beim Navigieren geboten, da die Passage zwischen dem Point de Parata und der I. Porri nur 6,5 m tief ist. 300m Breite stehen einem jedoch zur Verfügung. Unser Hand GPS von Geonav mit Seekarte zeigt exakt die Durchfahrt an. Geschaftt – jetzt ist es nur noch eine Stunde bis zum Anlegen am Ankunftsquai. VIVA wird für unseren Landspaziergang vorher hergerichtet und unbesorgt ziehen wir von dannen. Doch schon garnicht weit entfernt bleiben wir in einem Restaurant mit Bar hängen und schauen uns das WM-Spiel Deutschland – Polen an. Da fällt doch wahrhaftig ein Tor für die Deutschen in den letzten 30 Sekunden vor Spielende. Was für ein Glück. Beruhigt verbringen wir die Nacht. Am nächsten Morgen wird über den Markt (siehe Kulinarik) gebummelt, das Geburtshaus Napoleon’s besichtigt und ein Besuch dem Palais Fesch abgestattet, in dem sich auf der ersten Etage das Musée Fesch mit einer der größten Sammlungen italienischer Malerei in Europa befindet. Der Kardinal Fesch war schon eifrig im Sammeln: 16000 Bilder trug er zusammen, 1200 sind davon noch vorhanden. Kulturell für’s erste gesättigt wird noch frisch eingekauft und weiter geht es nach
Propriano. Es sind nur ca. 21 sm und in ca. vier Stunden ist diese Strecke gut zu bewältigen. Das Cap Muro und das Cap Nero mit anschließendem Golfe de Valinco ziehen backbord an uns vorbei. Um 19 Uhr kommen wir auch an und erhaschen gerade noch den letzten Liegeplatz. Der kostet auch ein Vermögen, 66 Euro für die Nacht, die Toiletten und Duschen sind bereits geschlossen und die Baustelle im Hafen besteht schon seit 30 Jahren und wird nicht fertig. Geldmangel nennt man so etwas. Der Ort selbst und vor allen Dingen das Fischrestaurant, was schon seit sechs Generationen läuft, entschädigen uns (siehe Kulinarik).
Zeitig legen wir in Propriano anderentags ab, denn wir wollen möglichst früh in Bonifacio sein. Ca. 15.30 Uhr erreichen wir die imposante Einfahrt zwischen der Pointe de la Madonetta und der Pointe du Timon. Nun fahren wir in die sich back- und steuerbord hohen Felswände ein, bis wir endlich am Kopf eines Betonquais festmachen können. Dies auch nur mit Fenderbrett, da einzelne Fender das Abscheuern nicht verhindern. Gut geduscht gehen wir auf Erkundungsgang. Die außergewöhnliche Atmosphäre von Bonifacio durch die Hafen-und Oberstadt reizen immer wieder zur Besichtigung. Auf Empfehlung eines Einheimischen lassen wir uns am Ende des Hafens Richtung Einfahrt in einem ausgefallenen Restaurant nieder (siehe Kulinarik). Gestärkt geht es recht steil aufwärts in den oberen Ort mit all seinen Gässchen, Boutiquen und Restaurants. Dieses mediterrane Flair hinterläßt schöne Erinnerungen.
Die Westküste Korsikas ist wild und an vielen Stellen noch unkultiviert, was ihr einen ganz besonderen Reiz verleiht. Nächstes Jahr möchte ich nicht nur eine Woche aus Zeitmangel segeln, sondern sicherlich zwei ganze Wochen, um mehr von dieser unbeschreiblichen Natur in den Buchten kennenzulernen.
Segeln im Maddalena Archipel und den Lavezzi-Inseln mit Anlandungen im Süden Korsikas und im Norden von Sardinien (siehe auch Bildergalerie)
Ausgangshafen ist Santa Teresa di Gallura in Nordsardinien. Gegen Mittag brechen wir mit SW 3 mit Zielhafen Porto Vecchio in Südostkorsika auf. Mit raumem Wind und 5,5 kn lassen wir geschwind die Einzelgefahrtonne „Ecueil di Lavezzi“ steuerbord liegen und eine halbe Stunde später ein Fischerbojenfeld vor der Lavezzi Insel backbord. Der Wind dreht und kommt nun aus NNE mit 3-4 Bft, was uns ein wunderschönes Segeln bis zu den nördlich gelegenen Îles Cerbicales, wo der Wind fast einschläft, beschert. Unter Motor fahren wir an dem beeindruckenden Leuchtturm auf der Pointe de la Chiappa vorbei, lassen in sicherem Abstand den gefährlichen Überwasserfelsen Il Chiapino, der nachts nicht beleuchtet ist, an backbord und halten auf den Leuchtturm La Pecorella zu. Die nicht einfache Einfahrt in den Golfe de Porto Vecchio beginnt, nachdem wir Chiapino backbord und La Pecorella steuerbord gelassen haben. Nächster Ansteuerungspunkt ist die grüne Leuchttonne „Benedetto“, die wir steuerbord lassen, um dann mit Kurs ca. 240 Grad an drei rot-grünen Paar Tonnen an die nächste Abzweigungstonne „Bifurcation“ zu gelangen. Diese Abzweigungstonne ist entscheidend für die Ansteuerung von Porto Vecchio Hafen, der sich Richtung steuerbord befindet und wieder durch einen 5 Paar grün-roten Tonnenkanal geht. Es ist spät abends und kein Hafenservice mehr anwesend, jedoch andere Segler helfen uns beim Anlegemanöver. Hier in Porto Vecchio (s. Land und Leute) werden wir für die nächsten drei Tage bleiben.
Nach dem Genuss von Stadtflair folgt nun an sechs Tagen Ankern in verschiedenen Buchten. Die erste Bucht ist die Cala Ciprianhu(Südostkorsika). Sie ist begrenzt von Felsen. Wir ankern auf 6m und stecken 30m Kette. Das erste Ankermanöver verläuft perfekt. Nun noch die Peilungen nehmen, den Ankeralarm einschalten und für’s erste Mal Ankerwachen einteilen. In der Nacht hat sich das Boot von NE auf W gedreht, jedoch auf dem sandigen Grund hält der Anker gut. Bis auf den Lärm und den Wellenschlag der Wasserscooter bis zum Sonnenuntergang verlassen wir zufrieden diese Bucht am nächsten Morgen, um in die 12 sm südlich gelegene Cala Rondinara (Südostkorsika) zu segeln. Erst bei Annäherung erkennen wir die Einfahrt. Der Wind frischt zunehmens auf und mit 5-6 Windstärken fahren wir in die runde Bucht. Das Wasser ist sehr bewegt und Ankern stellt jetzt eine Herausforderung dar. Doch auch das gelingt und der CQR oder Pflugscharanker hält die Böen von 6 Bft gut aus. Gegen Abend beruhigt sich der Wind wieder und wir können diese einmalig runde Sandbucht in vollen Zügen mit einem Sundowner und einem Abendessen im Cockpit geniessen. Neuer Tag, neues Glück. Wir segeln an den Lavezzis vorbei, halten uns nördlich der Inseln Razzoli und Santa Maria, es geht vorbei an dem Inselchen Barrettinelli di Fuori, Isola Piana und Barrettini bis wir die Hauptinsel La Maddalena erreichen. Dort auf der nordöstlichen Seite liegt unsere Bucht Spalmatore kurz hinter Porto Massimo. Wir greifen uns eine Boje, um für die Nacht ruhig zu schlafen. Ankern ist hier nicht mehr erlaubt und in Porto Massimo sowie in Spalmatore ist das Liegen an den Bojen seit dem 1. Juni 2005 nach Quadratmetern des Bootes zu bezahlen. Das abendliche Schwimmen läßt uns die Hitze und die Gebühr vergessen und der Absacker belohnt uns für den schönen Segeltag. Das nächste Ziel ist dann auch nur 6sm entfernt, die Cala Corticcio auf der Isola Caprera, zwei kleine Einbuchtungen hinter einem großen Felsmassif, welches sich in einzelnen Felsen im Wasser verliert. Für mich ist dies von allen Buchten die schönste – wild romantisch. Das finden auch andere, besonders Motorboote, die von Porto Cervo herüberkommen, um hier zu ankern. Hat man genügend Geduld bis zum Abend, dann kann man sich in die Nähe zum kleinen intimen Sandstrand verholen, wenn sämtliche Motorboote wieder die bizarre Bucht verlassen. Leider waren noch zu viele Boote dort, als wir ankern wollten, also beschlossen wir, 2 sm weiter in der Cala Portese zu gehen, eine große einschneidende Bucht, die nach Nordosten offensteht, also bestens zum Ankern bei westlichem Wind geeignet. Auch hier gehen wir an die Boje, die jedoch kostenlos ist. Ankern ist hier nach wie vor gestattet. Ungestört von Wasseraktivitäten betrachten wir die friedliche Atmospäre dieser Bucht bei einem Abendessen mit vorzüglichem Wein. Nach dem Ausschlafen und einem ordentlichen Frühstück geht es weiter auf Cala-Entdeckungsreise. Dieses Mal wird die Cala di Villamarina auf der Isola St. Stefano inspiziert, die nach Süden offen ist, was für uns günstig ist, da der Wind von N-NNE kommt. Doch die Cala wirkt schmal und einige Boote sind bereits vor Anker, so daß wir kurzentschlossen in die 4sm weitere Bucht Porto Palma wieder auf der Isola Caprera motoren. Dort herrscht am Spätnachmittag wildes Treiben dreier Segelschulen, die eine Ausbildung mit ihren unterschiedlichen Booten in der Bucht machen. Geankert wird auf 6m im Sand im östlichen Teil der Bucht bei 0-1 Bft Wind – eine ruhige Nacht erwartet uns. Laut Karte soll dies Naturschutzgebiet sein, jedoch ankern hier mehrere andere Boote, was uns zum Bleiben veranlaßt. Bei einem kühlen Pietra-Bier beobachten wir die Kinder bei ihren Wende-und Spinnakermanövern ganz in unserer Nähe. So fängt das Segeln richtig an.
Nach dieser ruhigen Nacht haben wir wieder das Bedürfnis, eine Stadt und das Fußballweltmeisterschaftsspiel Deutschland-Italien zu sehen. Für die Anfahrt von Maddalena Stadt (siehe Land und Leute) können drei Anfahrten gewählt werden, die südliche, die mittlere und die nördliche. Während die südliche die Fähren von Palau nach Maddalena benutzen, gehen die meisten Boote durch die mittlere, welche auch die breiteste ist, jedoch sollte man sich möglichst auch mittig halten, denn links und rechts sind Untiefen mit Felsen. Die nördliche wird von Booten befahren, die sich auskennen und von Norden Maddalena anlaufen. Am Nachmittag geht es erst weiter. Auf dem Weg zu den Lavezzis treffen wir Chris mit seiner Arche und ankern gemeinsam in der Cala Corsara auf der Isola Spargi, die nach Südosten nicht geschützt ist. In dieser kleinen idyllischen Bucht kann man problemlos zum Strand und zum nächsten Boot schwimmen. Der Eisverkäufer fährt mit seinem kleinen Motorboot herum und bietet sein Eis an. Der Wind frischt zunehmens auf und kommt aus Südost. Also – Anker auf und schnurstracks nach Süden in die Cala Porto Puddu in Nordsardinien, die ihre Einfahrt nördlich hat. In dieser Cala ist am Ende nach der Biegung äußerste Vorsicht geboten. Das Ufer steigt abrupt von 10m auf 2m an, was für die VIVA nicht reicht, da sie zwei Meter Tiefgang hat, An einer Boje machen wir mit 2,7m auf dem Echolot fest. Beim Schwojen erscheint auch einmal 2,4m auf der Anzeige. Das Seegras ist gut durch das klare Wasser zu erkennen. Ob es schon am Kiel kitzelt? Am nächsten Morgen gab es keine Grundberührung und wir motoren beruhigt aus der Bucht Richtung Korsika. Kaum sind wir aus der Abdeckung von Isola Spargi heraus, erreicht uns eine frische Brise aus Nord und wir gleiten mit 7kn und fast halbem Wind durch die Strasse von Bonifacio zur Baie di Figari nördlich von Bonifacio auf Korsika, an deren Ende sich ein Hafen befindet. 32,2sm sind zurückgelegt und das Suchen nach einem geeigneten Ankerplatz entpuppt sich als schwierig. Zu seicht sind die Ufer, zu gefährlich die Nähe der Felsen. Nicht weit von der Hafeneinfahrt entfernt, kurz vor dem Ansteuerungsleuchtturm finden wir endlich einen Platz. Zwar schwojen wir vom roten über den weißen zum grünen Sektor, doch kann ein einlaufendes Boot noch gut um uns herumfahren. Außerdem haben wir das Ankerlicht gesetzt und der Mond erhellt die Bucht. Der Wind bläst mit 4-5 Bft aus NW und wir sind froh, den Anker durch die Kontrolle mit vollem Rückwärtsgang tief eingegraben zu haben. Das zeigt sich auch gleich beim Hochholen. Schwarzer Modder und Seegras hängen an der Flunke und dem Schaft und lassen sich erst im getrockneten Zustand entfernen. Das nächste Mal probiere ich den Hafen aus.
Um erneut einen schönen Segeltag mit VIVA auszukosten, queren wir die Straße von Bonifacio mit 5-6 Beaufort nur mit gereffter Genua und erhalten eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 6,3 kn. Dann segeln wir unter einer Kumuluswolke ohne Regen hindurch und erhalten gleich noch einmal 1 Bft mehr Wind. Was für ein Vergnügen. In Nordsardinien angelangt wählen wir die große Cala Porto Liscia aus, die von einem Sandstrand umsäumt ist. Bei Windstärke 6 Bft und ca. 8m Tiefe lassen wir 40m Kette fallen und der Anker gräbt sich tief in den Sand. Wie gut sich jetzt die bunten Kabelbinder an der Ankerkette machen. Alle 5 Meter ein, zwei oder drei blaue, rote, gelbe und grüne Plastikkabelbinder, damit man immer genau weiß, wieviel Meter gesteckt werden können. Der Schwojkreis war bei dieser Kettenlänge von 40m groß, aber wir haben genügend Abstand zum Nachbarn gehalten. Morgens wirkt alles friedlich, einige Segler sind bereits aufgebrochen, wir lassen uns aber das Frühstücken nicht nehmen. Die ersten Badegäste lassen sich am Strand nieder und die Windsurfer zeigen sich. Es dauert sicherlich nicht mehr lange und jedes Fleckchen ist am Strand belegt – also nichts wie Anker auf Richtung Lavezzi-Inseln. Unter Motor nähern wir uns ihnen. Eine Stein-und Felswüste ohne Grün, die die unterschiedlichsten Braunfärbungen besonders in der Nachmittagssonne zur Geltung bringen läßt. Diese Inseln werden als schwieriges Ankergebiet bezeichnet, was ich nur bestätigen kann. Die Cala Ghiuncu im Süden ist mit weißen Bojen abgetrennt. Hier kann man schon mal nicht ankern. Die Bucht Lazzarini direkt daneben ist so mit Steinen durchsetzt, daß es mir schwerfällt, die eigentliche Einfahrt zu finden. Nächstes Jahr fahre ich einem erfahrenen Segler aus dieser Gegend hinterher. Und als letzten Versuch die Cala della Chiesa, die so klein war, daß beim Schwojen man vielleicht auf einen Stein geknallt wäre trotz 9m Ankertiefe. Also lasse ich es lieber und entscheide mich für einen sorgenlosen Hafenplatz in Bonifacio. Das WM-Spiel Deutschland-Portugal um den dritten Platz ist auch interessant und außerdem können Dinge wie Wäscherei, Internetcafé und Einkaufen gleich erledigt werden. Am nächsten Tag erwartet uns noch einmal eine letzte Rauschefahrt bei 5 Bft und gereffter Genua über die Straße von Bonifacio nach St. Teresa di Gallura. Ein willkommener Abschluss unseres Törns.
Westküste Sardiniens bis Cagliari – Überfahrt nach Trapani – Ägadische Inseln
siehe Bildergalerie – Land und Leute – Kulinarik